von Alexandra Reiter
Zugegeben, mein Lächeln war eher verächtlich als herzlich gewesen, als eine Bekannte mir von ihrem Flirt-Seminar am Wochenende erzählt hatte. Doch noch während ihrer Erzählung verwandelte sich mein spöttisches Grinsen in Staunen und große Neugierde. Ich traute meinen Ohren kaum, was sie an diesem Tag über ihr Flirt- und Kommunikationsverhalten und das andere Geschlecht erfahren hatte. Und damit nicht genug: Als sie ihr frisch erworbenes Wissen noch am selben Abend beim Ausgehen gleich anwendete, lernte sie prompt zwei neue Männer kennen. Das wollte ich auch!
Wie so viele meiner Single-Bekannten hätte ich mir nie im Leben träumen lassen, je an einem Flirt-Seminar teilzunehmen. Ich doch nicht! Hab ich doch nicht nötig! Weder sehe ich aus wie Quasimodo, noch bin ich auf den Mund gefallen. Und auch mein Auftreten wurde mir stets als durchwegs positiv zurückgemeldet. Dennoch fragte ich mich schon seit längerer Zeit, warum mich bei Partys oder im Café kaum je ein Mann ansprach. Ob ich darauf bei so einem Seminar wohl eine Antwort kriegen würde? Einen Versuch wäre es zumindest wert.
Erwartungsvoll und neugierig machte ich mich – getarnt mit dunkler Sonnenbrille – auf den Weg zu besagtem »Flirten ist Fun«-Seminar von Regina Swoboda. Ich gebe zu, die ganze Sache war mir etwas peinlich, und nichts wollte ich weniger, als auf der Hinfahrt von plötzlich auftauchenden Freunden überrascht zu werden. Dabei ging mir durch den Kopf: »Wahrscheinlich werden eh’ nur Mauerblümchen teilnehmen. Da wird man schon auf den ersten Blick sehen, warum die noch alleine sind.« Doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Was tun? Bereits beim Eintreffen der anderen Teilnehmer wurde mir klar, dass ich es hier keineswegs mit einer Ansammlung von Übriggebliebenen zu tun hatte. Ganz im Gegenteil! Ein bunt gemischtes Trüppchen von sympathischen Männern und Frauen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren sammelte sich im Raum. Darunter auch ein gut aussehender Typ in Jeans. Warum so einer wohl an diesem Seminar teilnimmt? Einige Zeit später war es klar: Er war sehr schüchtern und traute sich nicht, Frauen anzusprechen – hoffend, sie würden den ersten Schritt tun. In der Feedbackrunde, der ersten Übung des Tages, hatte sich zuvor aber gezeigt, dass wir anwesenden Frauen nicht im Traum wagen würden, IHN anzusprechen. Nur: Wenn beide Seiten sich nicht trauen, geschieht gar nichts. So einfach ist das Dilemma!
Was tun? Mit der praktischen Bearbeitung der aufgedeckten »Probleme« ging es dann auch gleich in die nächste Runde. Immer unter der fröhlichen und unterstützenden Anleitung von Regina Swoboda. Sie selbst war lange Jahre Single gewesen und wusste viel Unterhaltsames aus ihrer eigenen Erfahrung zu berichten. Und auch, wo es bei den meisten Singles hapert: »Wenn ich bei anderen ankommen will, ist gute Kommunikation wichtig. Wer eine gute Beziehung haben will, muss erst mal den Wunschpartner an die Angel bekommen. Aber viele Menschen wissen gar nicht, wie sie das machen können. Genau das trainieren wir hier in diesem Seminar.« Und das taten wir dann auch!
Wenn die Lichter angehen…Mit einfachen und wirkungsvollen Tipps zum Kommunikationsverhalten ausgestattet, probierten wir Teilnehmer uns jeweils in Zweiergruppen in den verschiedenen Übungs-Situationen aus. Siehe da: Die Erkenntnisse und Resultate waren erstaunlich! Hast du schon mal erfahren, wie schön es ist, wenn dein Gesprächspartner bei dir »die Lichter anzündet«? Wie toll es sich anfühlt, wenn man eine ganz persönliche Anerkennung vom Gegenüber und nicht nur ein plattes, abgegriffenes Kompliment erhält? Großartig auch, dass diese verbalen »Hilfsmittel« nicht nur beim Flirten, sondern bei jeder Art der Kommunikation wirkungsvoll sind – auch der mit den Nachbarn und Kollegen, einfach überall.
Begeistert und voller Elan ging ich am Abend nach Hause – ohne Sonnenbrille. Hatte ich doch auch erfahren, was mein »Stolperstein« bei der Kontaktaufnahme ist: das fehlende einladende Lächeln. Und so freute ich mich diebisch, als mein erstes gezieltes Flirt-Lächeln auf dem Gehweg mit einem gelächelten »Hallo« vom entgegenkommenden männlichen Gegenüber erwidert wurde.